Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 10. Dezember 2025

Mittwoch, 10. Dezember 2025

„Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ Offenbarung 22,13

„Das ist das A und O“, sagen wir, wenn wir meinen, etwas ist wirklich wichtig, ist der Dreh- und Angelpunkt einer Angelegenheit. Für uns Christen ist das A und O nicht eine Sache oder eine Aussage, sondern eine Person – Jesus Christus.
Er war am Anfang schon da, er wird am Ende noch da sein, und er ist wirklich der Dreh- und Angelpunkt des Lebens.

Die Offenbarung ist das letzte Buch der Bibel, sie gibt einen sehr düsteren Blick auf das, was vor dem Ende kommen soll. Und wenn ich mich so umschaue, in der großen Welt und meiner kleinen, dann könnte ich tatsächlich meinen, das Ende sei nahe: überall gibt es Kriege, Not und Elend, Naturkatastrophen und Menschenkatastrophen. Freunde und Bekannte leiden Schmerzen, weil sie an Krebs oder sonst was erkrankt sind, in unserer Nachbarschaft werden Wachmänner einer Kaffeefabrik getötet, nur um an den Kaffee zu kommen. Wenn ich so die schlechten Nachrichten um mich kreisen lasse, wird mein Dreh- und Angelpunkt plötzlich ein anderer – dreh ich mich mehr um den Tod als um das Leben.
Aber der Tod ist nicht das Ende! Das Ende ist Jesus, der von sich sagt, dass er das Leben ist (s. Joh. 14, 6). Er ist der Erste und er wird der Letzte sein, wenn alles Schlimme ein Ende hat, wenn alle Tränen abgewischt sind und es „keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und keinen Schmerz“ mehr geben wird (Kap. 21, 4; Neues Leben).

Nun gehöre ich nicht zu den Leuten, die nur noch im Blick auf das Jenseits existieren. Zwischen dem Anfang und dem Ende gibt es ja ein Leben, das hier auf dieser Erde stattfindet und das durchaus seine schönen Seiten hat: Familie, Freunde, Sonnenuntergänge, Blumen und Schmetterlinge… Das Beste ist, dass Jesus nicht „nur“ Anfang und Ende ist, er ist auch alles zwischendrin. Er ist hier mit mir, mit uns, in all dem Chaos, lässt uns Gemeinschaft erleben und Schönheit genießen. Und er führt uns sicher durch das ganze Durcheinander auf dem Weg nach Hause. Das sind gute Aussichten, und sie machen die Reise vielleicht nicht einfacher, aber vielleicht zuversichtlicher und hoffnungsvoller.
Der Weg durch einen Schneesturm ist leichter zu ertragen, wenn man weiß, dass am Ende ein wohlig warmes Plätzchen wartet. Der Weg durch die heiße Wüste lässt sich besser aushalten, wenn man sich auf die Oase freuen kann.

So können wir mutig und zuversichtlich in diesen Tag und alle Tage gehen, weil wir wissen, dass das Ende schon feststeht – und dass es überwältigender und schöner sein wird, als wir es uns je vorstellen können.

Cornelia Letting

„Du bist groß, Herr HERR! Denn es ist keiner wie Du, und ist kein Gott außer Dir nach allem, was wir mit unsern Ohren gehört haben.“ (2. Samuel 7, 22 – Losungsvers heute) Amen

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund.

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„Wunder-Rat – Friede-Fürst“ – unsere neue Christbaumkugel

Auch in diesem Jahr kann wieder eine neue Christbaumkugel mit dem Schriftzug „Wunder-Rat – Friede-Fürst“ für 6,- € im evangelischen Pfarramt in Vöhringen erstanden werden. Das ideale Geschenk statt Wein und Pralinen beim Weihnachtsbesuch oder vielleicht gibt es auch schon Sammler, da die Auflage limitiert ist. Der Erlös aus dem Verkauf geht in den Erhalt der Martin-Luther-Kirche in Vöhringen.

An folgenden Tagen ist das Pfarramt in Vöhringen für Sie geöffnet:
Montag, 8. Dezember von 9 bis 12 Uhr
Dienstag, 9. Dezember von 9 bis 12 Uhr
Mittwoch, 10. Dezember von 9 bis 12 Uhr
Donnerstag, 11. Dezember von 16 bis 18 Uhr
Mittwoch, 17. Dezember von 9 bis 12 Uhr
Donnerstag, 18. Dezember von 16 bis 18 Uhr

Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 3. Dezember 2025

Mittwoch, 3. Dezember 2025

„Wollte Gott, dass alle im Volk des HERRN Propheten wären und der HERR seinen Geist über sie kommen ließe!“ 4. Mose 11, 29

Oh je, ich fürchte, hier in Kenya nehmen einige Leute diese Aussage zu wörtlich – es gibt „Propheten“ wie Sand am Meer. Sicher sind darunter viele, die ernsthaft Gottes Auftrag erfüllen wollen, aber auch viel zu viele, die nur sich selbst verkünden und mit abstrusen Behauptungen Menschen manipulieren. Das ist z.B. auch in Shakahola passiert, wo ein bestimmter „Prophet“ die Leute dazu gebracht hat zu fasten, bis sie verhungert sind. Hunderte sind dabei gestorben, darunter viele Kinder. Bis vor Kurzem wurden noch Leichen geborgen, die dort im Wald vergraben waren. Vielen dieser falschen Propheten geht es ums Geld, um Ruhm und Ehre, und vor allem um Macht. Sie nehmen einen Satz aus der Bibel und bauen darum herum ein komplettes Konstrukt aus Regeln, Versprechungen, Drohungen und „thus sayeth the Lord“ (so spricht der Herr).
Aber warum folgen ihnen überhaupt so viele Leute, warum lassen sich so viele ins Elend reißen, geben ihre Freiheit, ihren Besitz und ihre Familie auf? Vielleicht, weil sie einen Halt brauchen in einem Leben voller Unsicherheiten? Weil das Leben schwierig ist mit all der Not, den Entscheidungen und täglichen Kämpfen ums Überleben; und weil es kurzfristig leichter ist, jemandem zu folgen, der einem sagt, wo’s langgeht und der einem schnelle und einfache Lösungen verspricht? Wie in dem Fall oben, bei dem der „Prophet“ den Leuten schnelleren Zugang zum Himmel versprach, wenn sie sich zu Tode fasten. Vielleicht auch, weil die Menschen hier daran gewöhnt sind, Autoritäten zu gehorchen, und weil diese falschen Propheten meist sehr autoritär und charismatisch auftreten?

Was können wir dagegen tun? Wie kann ich erkennen, ob ein sogenannter Prophet tatsächlich Gottes Wort verkündet? Die Jahreslosung kann uns dabei helfen. In Paulus‘ erstem Brief an die Thessalonicher heißt es: „…prüft alles, was gesagt wird, und behaltet das Gute.“ (Kap. 5, 21; Neues Leben)
Im Gegensatz zu den Menschen im Alten Testament, aus dem die heutige Losung stammt, haben wir einige entscheidende Vorteile: Wir haben Gottes Wort in Schriftform, wir können also genau nachprüfen, ob das, was jemand als „Gottes Botschaft“ ausgibt, auch tatsächlich von ihm kommt. Gott wird keine komplett neuen „Anweisungen“ geben, schon gar nicht welche, die seinem Wort in der Bibel widersprechen. Weiß ich, was dort steht? Kann ich bestätigen oder widerlegen, was mir jemand erzählt, und fest auf dem stehen, was ich von Gott weiß?
Außerdem hat uns Gott seinen Heiligen Geist geschickt, der in uns lebt, wenn wir ihn lassen, und der uns klare Hinweise gibt auf das, was richtig und falsch ist. (s. Johannes 16, 8 ff)
Und drittens haben wir Lehrer, die von Gott eingesetzt sind, uns sein Wort auszulegen und zu erklären. Vielleicht müssten einige von ihnen ihren Auftrag noch ein bisschen ernster nehmen und tatsächlich mehr und direkter aus der Bibel lehren, statt sich zu viel bei gesellschaftspolitischen Themen aufzuhalten. Denn nur, wenn wir wirklich wissen und verstehen, was in der Bibel steht, können wir auf die Themen der „Welt“ angemessen reagieren. Und ich glaube, das gilt nicht nur für Kenya…

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, zu viele falsche Propheten versuchen, Deine Wahrheit zu verwässern, zu verschleiern und zu verbiegen. Sie ziehen Menschen zu sich statt zu Dir, wollen Macht und Ehre für sich selbst statt für Dich. Heute bete ich für alle, die sich davon betrügen und letztlich zerstören lassen; ich bete, dass Du ihnen klare Sicht schenkst, dass sie erkennen, was Dein Wille für ihr Leben ist. Hilf auch mir bitte, Dein Wort immer besser zu verstehen, damit ich nicht in aufgestellte Fallen tappe und vielleicht auch andere davor bewahren kann. Amen

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund.

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 26. November 2025

Mittwoch, 26. November 2025

„Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken, denn er ist treu, der sie verheißen hat.“ Hebräer 10, 23

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagen Leute in eher hoffnungslosen Situationen, wenn alle vermeintlichen „Sicherheiten“ wegbrechen. Wenn kein Erfolg in Aussicht ist, wenn nichts so funktioniert, wie wir das geplant hatten. Dann wieder gibt es „Hoffnungshäuser“, Aktionen und Organisationen mit „Hoffnung“ im Namen und jede Menge Bücher zum Thema Hoffnung.
Es scheint, wir Menschen brauchen Hoffnung wie die Luft zum Leben. Bilder von hoffnungslosen Situationen oder hoffnungslosen Menschen nehmen uns den Atem, es wird dunkler in uns und um uns herum.

Woher also nehmen wir diese Hoffnung? Wie können wir sicher sein, dass sie tatsächlich hält und nicht verlöscht, wenn ein heftiger Sturm kommt?
Und worauf hoffen wir überhaupt? Auf gute Gesundheit, ein langes Leben, einen sicheren Job, den Traumpartner oder die Traumpartnerin, eine sichere Rente…? Das ist alles nicht schlecht, nur vielleicht ein bisschen kurz gegriffen.
Die Hoffnung, von der unser Text oben spricht, geht weit über dieses Leben hinaus. Hier geht es um ewiges Leben, ein Leben in der Gegenwart des heiligen Gottes, das nur möglich wird, wenn wir absolut rein und sündlos sind. Und das wäre tatsächlich ein hoffnungsloses Unterfangen, wenn Jesus selbst es nicht möglich gemacht hätte. Wir könnten aus eigener Anstrengung niemals so schuldlos werden, dass wir auch nur daran denken dürften, mit Gott Gemeinschaft zu haben. Aber: „…das Blut von Jesus hat uns den Weg geöffnet. Das ist der neue, lebendige Weg durch den Vorhang, den Christus durch seinen Tod für uns eröffnet hat.“ (V. 19 – 20, Neues Leben)
Als Jesus am Kreuz starb, riss der Vorhang im Tempel von oben nach unten durch (s. z.B. Markus 15, 38). Der Weg in den allerheiligsten Bereich war frei für jedermann, nicht mehr nur den Hohepriester. Das gilt auch noch für uns heute. Wenn ich Jesu Opfer für mich in Anspruch nehme, also anerkenne, dass er meine Schuld getilgt hat, ist der Weg frei zu einem Leben in Gottes Gegenwart – und das nicht erst im Himmel, sondern schon heute.
Und weil das Versprechen dieser Hoffnung nicht von Menschen kommt, nicht von Verträgen, Versicherungen oder Bankkonten, sondern vom Allmächtigen Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde; deshalb können wir darauf vertrauen, dass er es hält, „denn er ist treu, der sie verheißen hat“ (s.o.).

Bekennen wir sie also mutig und unverdrossen, diese Hoffnung, die Gott selbst uns gibt. Verbreiten wir sie durch unser Leben, unser Reden und Tun, und setzen ein Zeichen gegen die Hoffnungslosigkeit, die versucht, sich überall breitzumachen.

Cornelia Letting

„Seid fröhlich in der Hoffnung, beharrlich im Gebet, standhaft in aller Bedrängnis. Macht einander Mut, ladet gerne Gäste ein. Zeigt es allen, dass Jesus sie liebt.“ (Diethelm Strauch)

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 19. November 2025

Mittwoch, 19. November 2025

„Jesus rief die Jünger zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch.“ Matthäus 20, 25–26

Die Versuchung ist groß, jetzt über die Herrscher, die Mächtigen, über „Die da oben“ zu schreiben. Über die, die ihre Macht missbrauchen, andere klein halten und sich selbst bereichern. Wie leicht könnten wir ihnen alle Schuld an den Miseren der Welt in die Schuhe schieben…
Aber ich fürchte, so leicht kommen wir nicht davon. Denn Macht – und ihren Missbrauch – gibt es ja nicht nur bei Präsidenten und sonstigen Führungspersönlichkeiten. Wenn ich durch unser Kinderheim gehe, sehe ich es überall: die Großen kommandieren die Kleinen, die Kleinen schubsen die ganz Kleinen herum und die ganz Kleinen scheuchen die Hühner übers Gelände… Machthunger steckt irgendwie in uns allen, bei manchen mehr bei manchen weniger ausgeprägt. Und nicht nur in der offensichtlichen Form kommt er vor, auch sehr versteckt: Menschen manipulieren sich gegenseitig mit emotionaler Erpressung und Liebesentzug, soziale Medien sind ein Nährgrund für Mobbing, Machtkämpfe werden oft ganz verdeckt ausgetragen…

„So soll es nicht sein unter euch“, sagt Jesus und fügt hinzu: „Wer euch anführen will, soll euch dienen, und wer unter euch der Erste sein will, soll euer Sklave werden.“ (V. 26b – 27, Neues Leben)
Das gilt mir ganz persönlich! Wenn ich wieder mal die Leitung eines Komitees übernehme, obwohl andere da sind, die das auch sehr gut könnten. Wenn ich mit allen Mitteln versuche, Menschen dazu zu bringen, Dinge so zu tun, wie ich sie gerne hätte. Wenn ich durch mein Hinten-rum-Gerede die Geschicke des Teams beeinflusse. Wenn ich mehr auf meine eigene Position achte als darauf, wie es meinen Mitmenschen geht und was ich für sie tun könnte.

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um anderen zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben“, sagt Jesus in V. 28 (NL). Ich will mir ein Beispiel daran nehmen und mehr darauf schauen, was ich für andere tun kann als darauf, was sie für mich tun sollten. Mit Gottes Hilfe kann es gelingen.

Cornelia Letting

Jesus, vielleicht wäre ich nicht so dreist gewesen wie Jakobus und Johannes, die Dich um die Plätze neben Dir im Himmel gebeten haben. Aber ich bin schon auch gut darin, das Beste für mich herauszuholen, zu schauen, was für mich abfällt. Hilf mir bitte, meine Blickrichtung zu ändern. Mehr auf die zu schauen, die meine Hilfe brauchen, die in den Machtkämpfen des Lebens ständig verlieren und niemanden haben, der ihnen zur Seite steht. Danke, dass Du mir das vorgelebt hast, hilf mir bitte, Deinem Beispiel zu folgen. Amen.

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 12. November 2025

Mittwoch, 12. November 2025

„Wenn ihr aber nach dem Ansehen der Person urteilt, dann begeht ihr eine Sünde und werdet überführt vom Gesetz als seine Übertreter.“ Jakobus 2, 9

Letztes Wochenende hatten wir ein großes Fest im Kinderheim hier in Tinderet. Die ca. 10 Gemeinden unserer Kirchenregion kamen, um unsere Kinder zu besuchen und zu beschenken. Gute 1.000 Leute waren auf unserem Fußballfeld versammelt, wir sangen, tanzten, hörten Gottes Wort und dankten ihm für sein Versorgen durch das letzte Jahr.
Es gab 10 große Zelte, eins davon hatte rote Teppiche ausgelegt und Hussen über den Stühlen. Dort saßen die geladenen Gäste, Pastoren und alle, die sich wichtig genug fühlten. Nach dem Gottesdienst gab es Mittagessen. Für die geladenen Gäste, Pastoren und alle, die sich wichtig genug fühlten, war im Speisesaal des Kinderheims dekoriert und eingedeckt, mit Tischdecken, Hussen über den Stühlen, Deko überall und vielfältigem Essen. Alle anderen Gäste wurden unten auf dem Feld bedient, sie verteilten sich auf die verschiedenen Stühle in den Zelten und hatten die Teller auf dem Schoß.
Ich bin jetzt ja schon eine Weile hier, gell, aber es stört mich immer noch. Die Spezialbehandlung von bestimmten Leuten, die „wichtig“ sind, die Einfluss haben, von denen man evtl. etwas erwarten kann, eben vor allem Kirchenleute und Politiker.
Der Witz ist, außer uns Deutschen stört das hier niemand. Alle finden es toll, wenn der Bischof kommt, unser Landtagsabgeordneter oder verschiedene Minister. Alle freuen sich, wenn diese Gäste besonders behandelt werden, auch wenn sie selber in langen Schlangen vor der Essensausgabe stehen. Sie wären sehr entrüstet und enttäuscht, wenn der Bischof plötzlich auch in der Reihe vor dem Essen stehen würde.
Ein anderer Aspekt dieser ausgeprägten Gastfreundschaft ist auch, dass niemand ohne Essen gehen muss. Jede und jeder bekommt etwas, solange der Vorrat reicht. Manchmal sieht man tatsächlich etwas seltsame Gestalten mitten zwischen den „wichtigen“ Leuten sitzen, sie scheren sich nicht um sozialen Status, sie brauchen nur mal eine richtige Mahlzeit. Und niemand schickt sie weg, alle rücken etwas zusammen, damit noch ein Platz mehr entsteht.

Worauf will ich also hinaus, was schließe ich aus dem Ganzen? Ich hab keine Ahnung!
Vielleicht muss ich aber auch gar nicht die Gesellschaft hier ändern. Vielleicht dient mir das Ganze nur als Warnung für meinen eigenen Umgang mit meinen Mitmenschen; sie wertzuschätzen, egal ob ich mir etwas von ihnen erwarte, oder nicht. Bedürftige nicht abzuweisen, sondern ihnen mit Freundlichkeit und Barmherzigkeit zu begegnen. Führungspersönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft mit Respekt zu behandeln, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, wer sie eingesetzt hat (vgl. 1. Petrus 2, 13). Und bei allem Gott die Ehre zu geben, für den jeder einzelne Mensch wertvoll und wichtig ist.

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, manchmal ist die Grenze zwischen richtig und falsch nicht so leicht zu erkennen, ist der Übergang von Gastfreundschaft und Spezialbehandlung eher fließend. Hilf mir bitte, nicht andere zu verurteilen, sondern mein eigenes Verhalten zu überprüfen. Auch Du behandelst Menschen nicht alle gleich, sondern jeden so, wie er oder sie es braucht. Mit Deiner Hilfe will ich Deinem Beispiel folgen – Amen.

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 5. November 2025

Mittwoch, 5. November 2025

„Lasst uns unsere Wege prüfen und erforschen, und lasst uns zurückkehren zum HERRN!“ Klagelieder 3, 40

Laut Statistik sind ca. 80 % der Menschen in Kenya Christen. Aber man kann nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B fahren, ohne dass der Fahrer mindestens einmal Bestechungsgeld an die Polizei bezahlen muss. Lynchmobs sind weit verbreitet, wenn jemand beim Stehlen erwischt wird, wartet keiner auf die Polizei, das wird vor Ort direkt „erledigt“. Streiks und Demonstrationen enden nicht selten in gewalttätigen Auseinandersetzungen, Reiche werden immer reicher und Arme kämpfen ums Überleben. Und ich fürchte, für all das können nicht nur die 20 % Andersgläubigen verantwortlich sein – vermutlich eher im Gegenteil, denn selbst in der A.I.C. (Afrika Inland Kirche) gibt es Machtkämpfe und unsaubere Machenschaften.

Jeremia beklagt den Zustand Jerusalems. Die einst wunderschöne, blühende Stadt liegt in Trümmern, ihre Bewohner sind verstreut und in Gefangenschaft. Passiert ist das, weil Gottes Volk sich von ihm abgewandt und andere Götter angebetet hat. Weil Menschen andere Menschen unterdrückt haben, die Reichen immer reicher wurden und die Armen ums Überleben kämpften. Nach vielen Warnungen durch seine Propheten zog Gott also einen Schlussstrich und machte die angekündigten Konsequenzen wahr.

„Lasst uns unser Verhalten überprüfen und wieder zum HERRN umkehren.“ (Neues Leben)
Brauchen wir diese Aufforderung auch heute noch? Wo gibt es in unserem Leben, in unserer Gesellschaft Dinge, die Gott nicht gefallen? Wo haben wir uns von Gott und seinen Geboten entfernt und streben lieber nach selbstgemachtem Glück? Wo brauchen Menschen in unserem Umfeld Zuwendung und Hilfe statt Ausgrenzung und Selbstgerechtigkeit?

Unterziehen wir uns mit Gottes Beistand ruhig mal einem „Faktencheck“, und lassen wir uns von ihm auf den richtigen Weg zurückholen. Das Gute ist: „Die Gnade des HERRN nimmt kein Ende! Sein Erbarmen hört nie auf, jeden Morgen ist es neu. Groß ist seine Treue.“ (V. 22 – 23, NL)

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, mit viel Empörung lese ich die Geschichten vom Volk Israel, wie sie sich von Dir abgewandt und ihre Mitmenschen schlecht behandelt haben. Genau so empört bin ich, wenn ich die Zustände in unserem Land sehe, wie wir miteinander umgehen und sogar Deinen Namen zum Geschäfte machen missbrauchen. Bitte hilf mir, genau so empört über mein falsches Verhalten zu sein, und mich zu ändern wo nötig. Vielen Dank, dass Du mich liebst und Jesus am Kreuz meine Schuld getilgt hat, so dass ich auf ewig in Deiner Gegenwart sein darf. Amen

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 29. Oktober 2025

Mittwoch, 29. Oktober 2025

„Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und bleibe in seiner Liebe.“ (Johannes 15, 10)

Das Bild vom Weinstock und den Reben – im 15. Kapitel des Johannesevangeliums beschreibt Jesus es ausführlich und wendet es auf unser Leben an: „Ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, wird viel Frucht bringen. Denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ (V. 5, Neues Leben)
Frucht bringen, wer möchte das nicht gerne? Etwas bewirken, einen sichtbaren Beitrag leisten, produktiv sein. Allzu leicht konzentrieren wir uns darauf, wie wir das erreichen können, wie wir „Frucht bringen“, damit wir sicher in Gottes Liebe bleiben. Hier in Kenya verwenden Pastoren das Bild sehr gerne, um ihre Gemeindeglieder zur Mitarbeit anzuspornen und auf dem richtigen Weg zu halten.
Aus dem obigen Vers der Losung heute könnte man das ja so rauslesen, wenn man möchte. „Wenn – Dann“, sagt Jesus. Heißt das aber automatisch auch „Wenn nicht – Dann nicht“? Wenn ich also Gottes Gebote nicht halte, geht er mit seiner Liebe weg von mir? Ich glaube nicht. Ich glaube, Gottes Liebe ist da, immer, eine feste Größe sozusagen. Wenn ich aber Gottes Gebote nicht halte, die dazu gedacht sind, eine gute Beziehung zu ihm und meinen Mitmenschen zu ermöglichen, dann entferne ich mich aus dem Feld seiner Liebe. Dann mache ich deutlich, dass ich das, was Gott sagt, nicht für wichtig halte und lieber meine eigenen Regeln befolge. Wohlgemerkt geht es hier nicht um die Fehler, die wir machen und bereuen, die Ausrutscher, die uns passieren, weil wir nunmal noch auf dieser Erde sind. Es geht um bewusstes und fortdauerndes Brechen und Ignorieren der Gebote Gottes in einem oder mehreren Bereichen unseres Lebens.
Zurück zum Weinstock: man sieht es nicht so genau, aber ich bin sicher, die Äste bemühen sich nicht angestrengt, selbst Trauben zu produzieren. Sie sind einfach fest mit dem Weinstock verbunden und nehmen von ihm alles entgegen, was am Ende zu einer Traube wird.

Machen wir es doch genau so, konzentrieren wir uns darauf, mit Jesus, unserem Weinstock, verbunden zu bleiben. Tun wir das, was er sagt – halten wir seine Gebote – und staunen am Ende, wie „ganz von selbst“ Früchte entstehen.
Ich wünsche uns allen eine reiche Ernte!

Cornelia Letting

“Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit…“ (Galater 5, 22 – 23) Amen.

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