
Mittwoch, 19. November 2025
„Jesus rief die Jünger zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch.“ Matthäus 20, 25–26
Die Versuchung ist groß, jetzt über die Herrscher, die Mächtigen, über „Die da oben“ zu schreiben. Über die, die ihre Macht missbrauchen, andere klein halten und sich selbst bereichern. Wie leicht könnten wir ihnen alle Schuld an den Miseren der Welt in die Schuhe schieben…
Aber ich fürchte, so leicht kommen wir nicht davon. Denn Macht – und ihren Missbrauch – gibt es ja nicht nur bei Präsidenten und sonstigen Führungspersönlichkeiten. Wenn ich durch unser Kinderheim gehe, sehe ich es überall: die Großen kommandieren die Kleinen, die Kleinen schubsen die ganz Kleinen herum und die ganz Kleinen scheuchen die Hühner übers Gelände… Machthunger steckt irgendwie in uns allen, bei manchen mehr bei manchen weniger ausgeprägt. Und nicht nur in der offensichtlichen Form kommt er vor, auch sehr versteckt: Menschen manipulieren sich gegenseitig mit emotionaler Erpressung und Liebesentzug, soziale Medien sind ein Nährgrund für Mobbing, Machtkämpfe werden oft ganz verdeckt ausgetragen…
„So soll es nicht sein unter euch“, sagt Jesus und fügt hinzu: „Wer euch anführen will, soll euch dienen, und wer unter euch der Erste sein will, soll euer Sklave werden.“ (V. 26b – 27, Neues Leben)
Das gilt mir ganz persönlich! Wenn ich wieder mal die Leitung eines Komitees übernehme, obwohl andere da sind, die das auch sehr gut könnten. Wenn ich mit allen Mitteln versuche, Menschen dazu zu bringen, Dinge so zu tun, wie ich sie gerne hätte. Wenn ich durch mein Hinten-rum-Gerede die Geschicke des Teams beeinflusse. Wenn ich mehr auf meine eigene Position achte als darauf, wie es meinen Mitmenschen geht und was ich für sie tun könnte.
„Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um anderen zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben“, sagt Jesus in V. 28 (NL). Ich will mir ein Beispiel daran nehmen und mehr darauf schauen, was ich für andere tun kann als darauf, was sie für mich tun sollten. Mit Gottes Hilfe kann es gelingen.
Cornelia Letting
Jesus, vielleicht wäre ich nicht so dreist gewesen wie Jakobus und Johannes, die Dich um die Plätze neben Dir im Himmel gebeten haben. Aber ich bin schon auch gut darin, das Beste für mich herauszuholen, zu schauen, was für mich abfällt. Hilf mir bitte, meine Blickrichtung zu ändern. Mehr auf die zu schauen, die meine Hilfe brauchen, die in den Machtkämpfen des Lebens ständig verlieren und niemanden haben, der ihnen zur Seite steht. Danke, dass Du mir das vorgelebt hast, hilf mir bitte, Deinem Beispiel zu folgen. Amen.
Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund.









