Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 10. September 2025

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund:

Mittwoch, 10. September 2025

„Unser Gott, du großer Gott, mächtig und schrecklich, der du Bund und Treue hältst, achte nicht gering all das Elend, das uns getroffen hat.“ Nehemia 9, 32

Groß ist Gott der Herr, mächtig und schrecklich, zornig und eifersüchtig, souverän und unnahbar. Wenn man sich ein bisschen in der Bibel umschaut, findet man für all das Belege, im Alten wie im Neuen Testament.
Gott ist auch unser Gott, treu, geduldig und liebevoll, nahe denen, die ihn suchen und ein Beschützer der Rechtlosen und Schwachen. Er geht in seiner Liebe für uns so weit, dass er seinen eigenen Sohn geopfert hat, damit wir in Ewigkeit mit ihm zusammen sein können. Sein Zorn richtet sich gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Lieblosigkeit, und gegen alles, was Menschen von ihm wegbringt und damit in den Untergang führt. Auch dafür gibt es Belege durch alle Bücher der Bibel.

Welches Gottesbild stimmt denn nun? Ist Gott schrecklich und unnahbar oder liebevoll und geduldig? Je nachdem wo man herkommt, sieht man wohl eher die eine oder die andere Seite als vorrangig an. In Deutschland scheint mir der liebevolle, tolerante und befreiende Gott auf dem „Vormarsch“ zu sein, nachdem früher eher der strenge und gerechte Gott gesehen wurde. Hier in Kenya wird Gott oft als mächtig, stark und erhaben verkündet und das brauchen die Leute. Es ist wichtig, dass Gott stärker ist als die Geister der Ahnen und andere Mächte, stärker als die korrupte Regierung und die Willkür der Beamten, und dass er den Menschen aus ihrer Notlage helfen kann. Jesus als „Freund“ darzustellen, ist z. B. hier nicht sehr eindrucksvoll. Jeder kann ein Freund sein, aber Freunde haben nicht immer die Macht, auch zu helfen.

In unserem Text heute bekennen die Israeliten ihre Sünden vor Gott. Sie erkennen an, dass er ihre Sturheit und Abgötterei bestrafen musste und dass es richtig war, dass er sie in die Verbannung geführt hatte. Gleichzeitig klagen sie ihm ihr Leid und bitten ihn, dass er es sehen und anerkennen möge. Sie bekennen, dass Gott treu ist, dass er ihr Gott ist und sie sein Volk sind und sie verpflichten sich, ab sofort seine Gebote zu halten und nicht mehr anderen Göttern hinterherzulaufen.
Vielleicht ist das ein guter Weg, Gott zu sehen und zu begegnen: mächtig, streng, gerecht UND liebevoll, geduldig, nahbar, persönlich. Nicht entweder – oder sondern Alles in Allem. Nicht nur die Eigenschaften, die mir gerade in den Kram passen im Blick zu haben, sondern auch die anderen, die unbequemen – oder die tröstlichen. Trauen wir uns, diesem großen und mächtigen Gott unser Leid zu klagen, unsere Freude mit ihm zu teilen und uns immer wieder einfach in seine Arme zu werfen. Wir dürfen das, denn wir sind seine Kinder.

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, nie werde ich Dich ganz begreifen, und das ist gut so. Aber immer wieder leuchten verschiedene Deiner Charakterzüge in meinem Leben auf, mal Deine Liebe und Güte, dann wieder Deine Gerechtigkeit und Deine Macht, Deine Treue und Geduld, Deine Strenge und Autorität. Hilf mir bitte, nicht nur zu sehen, was mir gerade gefällt, sondern alles in allem anzunehmen und Dich dadurch mehr und mehr kennen zu lernen.
Danke, dass ich Dein Kind sein darf – Amen.

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