Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 17. September 2025

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund:

Mittwoch, 17. September 2025

„Jeremia sprach: Ich will seiner nicht mehr gedenken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer.“ Jeremia 20, 9

Jeremia hat es schwer. Er ist Gottes Prophet und muss dem Volk, besonders den führenden Persönlichkeiten, lauter unangenehme Dinge sagen. Durch ihn macht Gott seinem Ärger Luft über das schlimme Verhalten der Leute, die Schwächere unterdrücken, nach Macht und Geld gieren und andere Götter verehren, teils mit schlimmen Praktiken. Jeremia soll das Volk warnen, dass Gottes Geduld irgendwann zu Ende ist und dass sie ihr Leben ändern müssen. Das gefällt den Leuten natürlich nicht und sie lassen ihre Wut am Boten aus, weil der grad greifbar ist. So wird Jeremia verachtet, geschlagen, eingesperrt und ausgehungert, alles Versuche, ihn zum Schweigen zu bringen, weil niemand hören will, was alles falsch läuft.

Und irgendwann scheint das auch zu klappen. Jeremia hat genug, er will nicht mehr Prophet sein, will sich nicht mehr Schimpf und Schande aussetzen, nur um einem störrischen Volk eine Botschaft zu bringen, die es gar nicht hören will. Er geht aus Jerusalem weg, versteckt sich irgendwo und leckt seine Wunden (Kap. 18, 19 ff.).

Und Gott? Er schimpft nicht, macht keinen Druck. Er lässt Jeremia gewähren, wartet ab, passt auf, dass ihm nichts passiert und lässt ihn erstmal in Ruhe. So bruddelt Jeremia eine Weile vor sich hin und beschließt, dass er seinen Job hinschmeißt. Dass er genug hat von allen Anfeindungen und aller Gefahr für sein Leben und dass Gott halt irgendwie anders seine Botschaft zu den Leuten bringen muss (s.o., V. 9a).

Als der Dampf schließlich ein bisschen nachlässt und Jeremia wieder ruhiger wird, fällt ihm allerdings auf, dass das so einfach gar nicht geht: „Dann aber brennt es in mir wie ein rasendes Feuer. Und so sehr ich mich mühe, es zu ertragen: Ich kann es einfach nicht!“ (V. 9b, Neues Leben) Gott gibt Jeremia Raum zum Klagen und Schimpfen, aber er entlässt ihn nicht einfach aus seiner Verantwortung. Jeremia spürt das in sich, erkennt, dass er zu seiner Verantwortung stehen muss, dass er nicht einfach davonlaufen kann.
Und als er wieder etwas klarer denken kann, erkennt er auch, dass Gott ihn in all der Zeit nicht verlassen hat. Dass er ihn immer wieder aus schlimmen Situationen gerettet und ihm Kraft gegeben hat, sich vor die Leute hinzustellen und ihnen zu sagen, was Sache ist (V. 11 ff). So geht er gestärkt aus dieser Krise hervor, neuer Kampfgeist ist entfacht und er steht die kommende Zeit durch, obwohl es für ihn selbst eher schlimmer als besser wird.

Was hat das alles mit uns zu tun? Wir sind nicht Jeremia, ich hoffe, wir werden nicht verachtet, geschlagen oder eingesperrt, wenn wir Gottes Arbeit tun. Und doch: Gibt es nicht Zeiten, in denen wir am liebsten alles hinschmeißen würden? Wo andere uns so auf die Nerven gehen, dass wir nur noch davonlaufen wollen? Wo wir uns am liebsten verstecken würden und auf alles schimpfen, was so schwierig ist?
Ich erlebe gerade so einen Moment. Nicht weltbewegend, nicht gesundheitsgefährdend, aber scheinbar Grund zum Aufregen und Dampf ablassen. Das passiert schon mal, wenn man mit vielen anderen Leuten in einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zusammen ist. Viele verschiedene Ansichten, viele verschiedene Charaktere – und meiner nicht gerade einer der einfachsten dazwischen… Soll ich also aufgeben, Gottes Arbeit hinschmeißen und mich nur noch um mich selbst kümmern?

Es hat mir geholfen, wie Jeremia den Fokus zu ändern. In der Andacht haben wir von unserm unbeschreiblich tollen Gott gesungen, der Sterne an den Himmel gesetzt und die Sonne gemacht hat. Der mich bis in die Tiefen meines Herzens kennt und mich doch liebt. Und davon, dass Jesus seine himmlische Majestät aufgegeben hat, um für mich und uns alle am Kreuz zu sterben. Die Situation ist noch die gleiche, aber mein Herz ist wieder frei und ich konnte einiges in die richtige Relation setzen.

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, danke, dass Du es aushältst, wenn ich manchmal vor lauter Frust alles hinschmeißen möchte. Danke, dass ich bei Dir Druck ablassen darf und Du mich trotzdem nicht aufgibst. Danke, dass Du mir zur Seite stehst, wenn es schwierig wird und dass Du mir zeigst, worauf es wirklich ankommt. Amen.

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