Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 15. Oktober 2025

Mittwoch, 15. Oktober 2025

„Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.“ Jesaja 55,12

Eine verheißungsvolle Zusage, die Gott seinem Volk in Jerusalem hier gibt. Dabei war er eigentlich ziemlich unzufrieden mit ihnen, weil sie ihm untreu waren, andere Götter verehrten und sich gegenseitig unterdrückten und ausbeuteten. Kapitelweise droht er ihnen durch Jesaja mit Verschleppung, Zerstörung und anderen Strafen, damit sie zu ihm umkehren. Aber es nützt nichts, sie sind stur und völlig von sich selbst überzeugt.
Es sagt viel über die Größe und Souveränität Gottes aus, dass er ihnen trotzdem eine solche Zusage macht. Er will nicht ihren Untergang, gibt sein Volk nicht auf. Vielleicht gab es in Jerusalem auch treue Nachfolger Gottes, Menschen, die ihre Hoffnung auf ihn setzten und gerade solche Verheißungen brauchten, um durchzuhalten und weiterhin das Richtige zu tun.

Auch heute gibt es Leute in Gottes großem Volk, die ihm treu sein und das Richtige tun wollen. Sie schaffen es leider selten in die Nachrichten, sind eher die leisen, unauffälligen; nicht die, die viel Lärm machen und ständig irgendwelche schrillen Botschaften in sozialen Medien verbreiten müssen.
Für sie gilt Gottes Zusage schon heute, auch wenn die Umstände nicht danach aussehen. Warum? Weil Gott sagt: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken … und meine Wege sind nicht eure Wege. Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel höher stehen meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken.“ (V. 8 – 9, Neues Leben).
Und: Gott sagt: „… mein Wort, das aus meinem Mund kommt … wird nicht ohne Frucht zurückkommen, sondern es tut, was ich will und richtet aus, wofür ich es gesandt habe.“ (V. 11, NL)

Wahrer Frieden und wahre Freude kommen für Gottes Kinder nicht von außen, sondern aus seinem Wort, seiner Gegenwart in ihrem Leben und der Gewissheit, dass er sie sicher leiten wird durch alle Hochs und Tiefs.
Er verliert den Überblick nicht, auch wenn ich nicht mehr weiß, wo’s lang geht. Er sieht alle Bemühungen um Frieden, Bewahrung der Schöpfung und Nächstenliebe, wo ich nur noch Krieg, Aggression und Naturkatastrophen wahrnehme.
So wünsche ich mir und uns eine Veränderung unseres Blickwinkels, wünsche uns Gottes Frieden und seine Freude für heute und die kommenden Tage.

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, heute danke ich Dir sehr dafür, dass Du Dein Volk nicht aufgegeben hast und es bis heute nicht tust. Und ich danke Dir, dass auch ich Dein Kind sein darf, Teil Deines Volkes, dem Du zusagst, dass wir in Frieden und Freude leben dürfen. Hilf mir bitte, all das Gute zu sehen, das um mich herum geschieht und nicht die Hoffnung aufzugeben. Amen

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund.

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 8. Oktober 2025

Mittwoch, 8. Oktober 2025

„Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.“ Lukas 19, 5 – 6

Zachäus kann kein Weichei gewesen sein. Er zockte seine Mitbürger ab und musste vermutlich mit einer Menge Verachtung und vielleicht sogar offener Anfeindung zurechtkommen. Er war ein hartgesottener Geschäftsmann und konnte sich nicht unterkriegen lassen, nur weil keiner ihn mochte. Wahrscheinlich musste er auch mangelnde Körpergröße mit extra Hochmut ausgleichen.
Dann kam Jesus in sein Leben. Erst eher indirekt, weil er durch seine Stadt zog. Aber die ersten Zeichen von Veränderung werden da schon sichtbar: niemals wäre Zachäus sonst auf einen Baum geklettert! Das passte so gar nicht in das Bild vom reichen Steuereintreiber. Und was für ein Aufstand, nur weil da irgendjemand mit seinem Gefolge durch Jericho lief…?
Nur war dieser Jemand eben Jesus mit seiner unwiderstehlichen Anziehungskraft. Also begibt sich Zachäus in die peinliche Situation auf dem Baum – es muss ihn ja keiner dabei sehen.
Doch dann bleibt ausgerechnet dieser Jesus direkt unter dem Baum stehen – und spricht Zachäus auch noch an! Vorbei mit dem Verstecken, vorbei mit aller demonstrierten Stärke und Eitelkeit. Was Jesus sagt, durchbricht alle Mauern, die Zachäus um sich herum aufgebaut hatte. Jesus begegnet ihm ganz selbstverständlich mit Würde und Respekt, ignoriert die Peinlichkeit der Situation, geht mit keinem Wort auf Zachäus‘ Vorgeschichte ein. Und er lädt sich bei ihm zum Essen ein, ein klares Zeichen von Ehre und Zuwendung. Das entwaffnet den Mann so komplett, dass er ruckzuck vom Baum klettert und Jesus freudig bei sich willkommen heißt.

Ich will davon lernen, Menschen mit Respekt und Würde zu begegnen, sie nicht in ihrer Vorgeschichte oder ihrer falschen Selbsteinschätzung einzusperren.
Es gibt immer noch Missionare, die hierher nach Tinderet kommen, um den „armen Afrikanern“ – zum Glück sagt fast keiner mehr „Eingeborene“! – aus ihrer misslichen Lage zu helfen und ihnen zu zeigen, wie Leben eigentlich funktioniert. Sie haben sicher edle Motive, aber wenig verstanden.
Die Missionare, die wirklich Eindruck hinterlassen sind diejenigen, die den Einheimischen auf Augenhöhe begegnen. Die gemeinsam mit den Leuten hier am Reich Gottes arbeiten wollen und dafür die jeweiligen Begabungen zusammentragen, sich gegenseitig ergänzen und die verschiedenen Sichtweisen zum Vorteil nutzen, statt sie auf „Westniveau“ zu bringen.

Und das gilt nicht nur im interkulturellen Kontext, sondern auf allen Ebenen menschlichen Zusammenlebens – lernen wir von Jesus, wie wir Menschen aus ihren selbstgebauten Gefängnissen befreien und zu ihm bringen können.

Cornelia Letting

Jesus, ob es die Frau am Jakobsbrunnen ist oder Zachäus, ein Pharisäer, ein Leprakranker oder eine arme Witwe – Du begegnest allen Menschen mit Zuwendung, schenkst ihnen Würde und zeigst ihnen, wer sie wirklich sind oder sein könnten. Bitte hilf mir, immer mehr auch so mit den Leuten um mich herum umzugehen, sie ernst zu nehmen und ihnen Würde zu verleihen in Deinem Namen. Amen.

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund.

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 1. Oktober 2025

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund:

Mittwoch, 1. Oktober 2025

„Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Lukas 17, 21

Es müsste so eine 3-D-Brille geben, mit der man das Reich Gottes erkennt. Zwischen all dem oberflächlichen Geschrei und Gezanke, der Umweltzerstörung und der Menschenquälerei, inmitten von Krieg und Vertreibung, Machtspielen und Größenwahn – wie soll man da Gottes Reich finden?? Kann es denn überhaupt noch da sein? Haben wir es nicht längst zerstört?

Ich denke nicht! Gott lässt sich so leicht nicht ausschalten, sein Reich wird noch da sein, wenn alles andere längst vergessen ist.
Und ich glaube, wir haben sogar eine Art Brille, mit der wir es erkennen können: erstens haben wir Gottes Wort, in dem er uns schon eine ziemlich gute Beschreibung von seinem Reich gegeben hat – auch da immer inmitten von Gewalt, Unterdrückung, Vertreibung und Zerstörung. Und zweitens ist der Heilige Geist in uns, wenn wir mit Gott leben und sein Reich von Herzen suchen. Der kann uns zeigen, wo wir es finden: in einem lustigen Vogelgezwitscher, der Weite des Ozeans, einem gluckernden Bach, einem atemberaubenden Sonnenuntergang. Im Lächeln eines Babys, der Liebe von Eltern zu ihren Kindern, freundschaftlichem Umgang von Menschen untereinander, fröhlicher Gemeinschaft der Kinder Gottes. Im Kampf für Frieden, Gerechtigkeit und Hoffnung, in der barmherzigen Annahme von ausgegrenzten Menschen, im Für-einander-Sorgen und Sich-gegenseitig-Helfen – weil das in der Verfassung von Gottes Reich so drinsteht.

Vor Jahren gab es mal diese Bücher, wo 3-D-Bilder drin waren, die man erkennen konnte, wenn man die Augen etwas verdreht hat.
Verdrehen wir doch heute mal die Augen etwas, weg von der unschönen 2-D-Oberfläche, und sehen wir, was dahintersteckt – wunderschön und einzigartig, Gottes Reich.

Cornelia Letting

Jesus, danke, dass Du in Deiner Zeit auf der Erde viele Beispiele gegeben und gezeigt hast, wie Dein Reich ist. Manchmal fällt es mir schwer, darauf zu achten und mich nicht im Gewirr der Zeit zu verirren. Bitte hilf mir durch Deinen Geist, klar zu sehen und mit meinem Leben ein Hinweis zu sein, wo und wie Dein Reich heute gefunden werden kann. Amen

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 24. September 2025

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Mittwoch, 24. September 2025

„In seinem Namen wird allen Völkern Umkehr verkündigt werden zur Vergebung der Sünden.“ Lukas 24,47

„Umkehr zur Vergebung der Sünden“ – wollen „die Völker“ das denn überhaupt hören? Sind nicht alle immer lauter und aggressiver der Meinung, ihr Weg wäre der richtige und umkehren müssten die anderen? Geraten wir Christen nicht auch manchmal in den Sog von Rechtfertigung und lauter Diskussion um nebensächliche Details?
Dabei ist unser Job doch „nur“, das Evangelium – die gute Nachricht – weiterzugeben: Dass Jesus Christus für uns gestorben ist und deshalb unsere Sünden vergeben sind. Und dass er auferstanden ist, damit wir auf ewig mit dem dreieinigen Gott zusammen sein können. Es gibt viele verschieden Möglichkeiten, das zu tun, jeden Tag in meinem Umfeld, bei den Menschen, die mich umgeben. „Für all dies seid ihr meine Zeugen.“, sagt Jesus (V. 48), um meint damit seine Nachfolger, also auch uns. Dazu brauchen wir nicht mit Leuten zu streiten, die uns sowieso nicht zuhören wollen. Wir brauchen niemanden zu überzeugen, dass unser Glaube richtig ist. Wir können einfach so leben, wie Jesus es uns gezeigt hat – ok., einfach ist es nicht gerade… – und mit denen reden, die neugierig werden, die mehr wissen wollen. Konzentrieren wir uns darauf und lassen den Heiligen Geist den Rest der Arbeit tun.

Seit letzter Woche ist unser Team wieder in Pokot, noch weiter im „Busch“ als letztes Mal, an einem Ort, der sich Napkut nennt. Dort gibt es einige wenige Christen, die gerne eine Kirche haben möchten, um Gottesdienste zu feiern. Sie haben uns gebeten, ihnen dabei zu helfen und deshalb sind unsere Leute jetzt dort. Sie werden eine Kirche bauen und den Menschen von Jesus erzählen. Viele von den Leuten vor Ort können weder lesen noch schreiben, sie sind Halbnomaden und ziehen mit ihren Kamel- und Ziegenherden dahin, wo gerade Futter ist. Sie freuen sich sehr an den Hörbibeln, dass „Gott“ ihre Sprache spricht, ist immer wieder faszinierend.
Sicher werden nicht alle von ihnen ein Leben mit Gott beginnen, sicher werden nicht alle durchhalten, selbst wenn sie sich mal entschieden haben. Das Leben dort ist schwierig und von vielen Traditionen und Riten geprägt. Sich dagegen zu stellen, macht einen zum Außenseiter und wer weiß, ob dieser „neue“ Gott wirklich gegen alle Flüche und Geister hilft…
Aber unsere Arbeit ist erledigt, wenn wir die „Umkehr verkündigt“ haben. Wie sich jeder letztlich entscheidet, liegt in Gottes guten Händen.
Lassen wir uns nicht entmutigen von scheinbarer Ablehnung und lautem Geschrei. Erzählen wir denen von Gottes Wort, die zuhören wollen, leben wir als Zeugen dessen, was wir erkannt haben. Und lassen wir uns bei allem von dem helfen, der allein helfen kann – Jesus: „Und nun werde ich euch den Heiligen Geist senden, wie mein Vater es versprochen hat.“ (V. 49, Neues Leben)

Cornelia Letting

„Ein Diener des Herrn darf nicht streiten, sondern er muss zu allen freundlich sein, überzeugend lehren und auch mit schwierigen Menschen Geduld haben können. Denen, die sich der Wahrheit widersetzen, soll er freundlich den richtigen Weg zeigen. Vielleicht wird Gott diese Menschen zur Umkehr bewegen, sodass sie die Wahrheit erkennen und zur Besinnung kommen.“ (2. Timotheus 2, 24 – 26, NL) – sowahr uns Gott helfe! Amen.

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 17. September 2025

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund:

Mittwoch, 17. September 2025

„Jeremia sprach: Ich will seiner nicht mehr gedenken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer.“ Jeremia 20, 9

Jeremia hat es schwer. Er ist Gottes Prophet und muss dem Volk, besonders den führenden Persönlichkeiten, lauter unangenehme Dinge sagen. Durch ihn macht Gott seinem Ärger Luft über das schlimme Verhalten der Leute, die Schwächere unterdrücken, nach Macht und Geld gieren und andere Götter verehren, teils mit schlimmen Praktiken. Jeremia soll das Volk warnen, dass Gottes Geduld irgendwann zu Ende ist und dass sie ihr Leben ändern müssen. Das gefällt den Leuten natürlich nicht und sie lassen ihre Wut am Boten aus, weil der grad greifbar ist. So wird Jeremia verachtet, geschlagen, eingesperrt und ausgehungert, alles Versuche, ihn zum Schweigen zu bringen, weil niemand hören will, was alles falsch läuft.

Und irgendwann scheint das auch zu klappen. Jeremia hat genug, er will nicht mehr Prophet sein, will sich nicht mehr Schimpf und Schande aussetzen, nur um einem störrischen Volk eine Botschaft zu bringen, die es gar nicht hören will. Er geht aus Jerusalem weg, versteckt sich irgendwo und leckt seine Wunden (Kap. 18, 19 ff.).

Und Gott? Er schimpft nicht, macht keinen Druck. Er lässt Jeremia gewähren, wartet ab, passt auf, dass ihm nichts passiert und lässt ihn erstmal in Ruhe. So bruddelt Jeremia eine Weile vor sich hin und beschließt, dass er seinen Job hinschmeißt. Dass er genug hat von allen Anfeindungen und aller Gefahr für sein Leben und dass Gott halt irgendwie anders seine Botschaft zu den Leuten bringen muss (s.o., V. 9a).

Als der Dampf schließlich ein bisschen nachlässt und Jeremia wieder ruhiger wird, fällt ihm allerdings auf, dass das so einfach gar nicht geht: „Dann aber brennt es in mir wie ein rasendes Feuer. Und so sehr ich mich mühe, es zu ertragen: Ich kann es einfach nicht!“ (V. 9b, Neues Leben) Gott gibt Jeremia Raum zum Klagen und Schimpfen, aber er entlässt ihn nicht einfach aus seiner Verantwortung. Jeremia spürt das in sich, erkennt, dass er zu seiner Verantwortung stehen muss, dass er nicht einfach davonlaufen kann.
Und als er wieder etwas klarer denken kann, erkennt er auch, dass Gott ihn in all der Zeit nicht verlassen hat. Dass er ihn immer wieder aus schlimmen Situationen gerettet und ihm Kraft gegeben hat, sich vor die Leute hinzustellen und ihnen zu sagen, was Sache ist (V. 11 ff). So geht er gestärkt aus dieser Krise hervor, neuer Kampfgeist ist entfacht und er steht die kommende Zeit durch, obwohl es für ihn selbst eher schlimmer als besser wird.

Was hat das alles mit uns zu tun? Wir sind nicht Jeremia, ich hoffe, wir werden nicht verachtet, geschlagen oder eingesperrt, wenn wir Gottes Arbeit tun. Und doch: Gibt es nicht Zeiten, in denen wir am liebsten alles hinschmeißen würden? Wo andere uns so auf die Nerven gehen, dass wir nur noch davonlaufen wollen? Wo wir uns am liebsten verstecken würden und auf alles schimpfen, was so schwierig ist?
Ich erlebe gerade so einen Moment. Nicht weltbewegend, nicht gesundheitsgefährdend, aber scheinbar Grund zum Aufregen und Dampf ablassen. Das passiert schon mal, wenn man mit vielen anderen Leuten in einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zusammen ist. Viele verschiedene Ansichten, viele verschiedene Charaktere – und meiner nicht gerade einer der einfachsten dazwischen… Soll ich also aufgeben, Gottes Arbeit hinschmeißen und mich nur noch um mich selbst kümmern?

Es hat mir geholfen, wie Jeremia den Fokus zu ändern. In der Andacht haben wir von unserm unbeschreiblich tollen Gott gesungen, der Sterne an den Himmel gesetzt und die Sonne gemacht hat. Der mich bis in die Tiefen meines Herzens kennt und mich doch liebt. Und davon, dass Jesus seine himmlische Majestät aufgegeben hat, um für mich und uns alle am Kreuz zu sterben. Die Situation ist noch die gleiche, aber mein Herz ist wieder frei und ich konnte einiges in die richtige Relation setzen.

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, danke, dass Du es aushältst, wenn ich manchmal vor lauter Frust alles hinschmeißen möchte. Danke, dass ich bei Dir Druck ablassen darf und Du mich trotzdem nicht aufgibst. Danke, dass Du mir zur Seite stehst, wenn es schwierig wird und dass Du mir zeigst, worauf es wirklich ankommt. Amen.

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 10. September 2025

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund:

Mittwoch, 10. September 2025

„Unser Gott, du großer Gott, mächtig und schrecklich, der du Bund und Treue hältst, achte nicht gering all das Elend, das uns getroffen hat.“ Nehemia 9, 32

Groß ist Gott der Herr, mächtig und schrecklich, zornig und eifersüchtig, souverän und unnahbar. Wenn man sich ein bisschen in der Bibel umschaut, findet man für all das Belege, im Alten wie im Neuen Testament.
Gott ist auch unser Gott, treu, geduldig und liebevoll, nahe denen, die ihn suchen und ein Beschützer der Rechtlosen und Schwachen. Er geht in seiner Liebe für uns so weit, dass er seinen eigenen Sohn geopfert hat, damit wir in Ewigkeit mit ihm zusammen sein können. Sein Zorn richtet sich gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Lieblosigkeit, und gegen alles, was Menschen von ihm wegbringt und damit in den Untergang führt. Auch dafür gibt es Belege durch alle Bücher der Bibel.

Welches Gottesbild stimmt denn nun? Ist Gott schrecklich und unnahbar oder liebevoll und geduldig? Je nachdem wo man herkommt, sieht man wohl eher die eine oder die andere Seite als vorrangig an. In Deutschland scheint mir der liebevolle, tolerante und befreiende Gott auf dem „Vormarsch“ zu sein, nachdem früher eher der strenge und gerechte Gott gesehen wurde. Hier in Kenya wird Gott oft als mächtig, stark und erhaben verkündet und das brauchen die Leute. Es ist wichtig, dass Gott stärker ist als die Geister der Ahnen und andere Mächte, stärker als die korrupte Regierung und die Willkür der Beamten, und dass er den Menschen aus ihrer Notlage helfen kann. Jesus als „Freund“ darzustellen, ist z. B. hier nicht sehr eindrucksvoll. Jeder kann ein Freund sein, aber Freunde haben nicht immer die Macht, auch zu helfen.

In unserem Text heute bekennen die Israeliten ihre Sünden vor Gott. Sie erkennen an, dass er ihre Sturheit und Abgötterei bestrafen musste und dass es richtig war, dass er sie in die Verbannung geführt hatte. Gleichzeitig klagen sie ihm ihr Leid und bitten ihn, dass er es sehen und anerkennen möge. Sie bekennen, dass Gott treu ist, dass er ihr Gott ist und sie sein Volk sind und sie verpflichten sich, ab sofort seine Gebote zu halten und nicht mehr anderen Göttern hinterherzulaufen.
Vielleicht ist das ein guter Weg, Gott zu sehen und zu begegnen: mächtig, streng, gerecht UND liebevoll, geduldig, nahbar, persönlich. Nicht entweder – oder sondern Alles in Allem. Nicht nur die Eigenschaften, die mir gerade in den Kram passen im Blick zu haben, sondern auch die anderen, die unbequemen – oder die tröstlichen. Trauen wir uns, diesem großen und mächtigen Gott unser Leid zu klagen, unsere Freude mit ihm zu teilen und uns immer wieder einfach in seine Arme zu werfen. Wir dürfen das, denn wir sind seine Kinder.

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, nie werde ich Dich ganz begreifen, und das ist gut so. Aber immer wieder leuchten verschiedene Deiner Charakterzüge in meinem Leben auf, mal Deine Liebe und Güte, dann wieder Deine Gerechtigkeit und Deine Macht, Deine Treue und Geduld, Deine Strenge und Autorität. Hilf mir bitte, nicht nur zu sehen, was mir gerade gefällt, sondern alles in allem anzunehmen und Dich dadurch mehr und mehr kennen zu lernen.
Danke, dass ich Dein Kind sein darf – Amen.

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 3. September 2025

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Mittwoch, 3. September 2025

„Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben.“ Hesekiel 36, 26

Oh, wem würde ich nicht gerne alles ein neues Herz und einen neuen Geist geben… Angefangen von übergeschnappten, machtbesessenen „Weltherrschern“; über junge Leute hier im Land, die lieber randalieren als nach vernünftigen Lösungen suchen; vorbei an einigen Kirchenobersten der A.I.C. (Africa Inland Kirche), die nur auf ihren Posten sind, weil sie es in der Politik nicht geschafft haben; bis hin sogar zu manchen meiner Mitmenschen auf unserer Station in Tinderet oder in Diguna allgemein. Aber ist es nicht so: je mehr Leute mir einfallen, die dringend mal grundüberholt gehören, desto mehr bräuchte ich doch selbst so ein neues Herz und einen neuen Geist. Wer bin ich, über andere zu richten und zu urteilen? Wer bin ich festzulegen, was richtig und was falsch ist? Da ist es schon besser, dass Gott derjenige ist, der neue Herzen verteilt und seinen Geist in uns gibt.
Ursprünglich galt diese Aussage dem Volk Israel in der Verbannung. Gott hatte sie entführen lassen, weil sie gar so widerspenstig waren und sich ihre Herzen immer mehr verhärtet und von ihm entfernt hatten.

Wie weit bin ich in meinem Herzen von Gott entfernt, wenn ich mich darüber aufrege, wie es in der Welt zugeht, statt um mich herum für Frieden und Gerechtigkeit zu sorgen?
„Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.“ (Psalm 51, 11 – 12) So bete ich mit David und hoffe, dass ich mit meinem Leben Gott die Ehre geben kann, dass sein Geist mir zeigt, wo Menschen Hilfe, Zuwendung und Gnade brauchen, statt selbstgerechter Überheblichkeit.

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, wieder einmal bitte ich Dich um Verzeihung dafür, dass mein Herz oft hart und kalt ist gegenüber Menschen, die nicht so sind wie ich mir das vorstelle. Ich bitte Dich um ein gutes Herz, voll von Liebe und Gnade und ich bitte Dich darum, dass Dein Heiliger Geist mir zeigt, was meine Nächsten brauchen und wie ich helfen kann. Amen.

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 27. August 2025

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Mittwoch, 27. August 2025

„Wen der HERR liebt, den weist er zurecht, und hat doch Wohlgefallen an ihm wie ein Vater am Sohn.“ Sprüche 3, 12

Zurechtweisung, Kritik, jemand sagt mir, dass ich was falsch gemacht habe…uiuiui, das kann ich ja gar nicht leiden! Wo ich doch immer genau weiß, wie was am besten gemacht wird und wo’s lang geht…
Allerdings werde sogar ich nicht nur älter, sondern auch ein bisschen weiser. So habe ich gelernt, Leute zu schätzen, die den Mut aufbringen, mir mal die Meinung zu sagen. Und, was soll ich sagen, meistens hat es mir mehr geholfen als geschadet. Das ein oder andere Verhalten hab ich tatsächlich abgelegt, weil es für niemanden gut war. Aber es brauchte jemand, der’s mir mal vorgehalten hat, der mich „auf den rechten Weg“ – also zurechtgewiesen hat.

Gott weist uns zurecht, nicht weil er Freude daran hat, jemanden zu schikanieren, sondern weil es für uns und alle anderen besser ist. Er weiß, wie und wohin das Leben läuft, und er kennt den besten Weg nach Hause. Wenn er uns also „zurecht“weist, dann bedeutet das, dass er uns von einem falschen Weg holt, der unweigerlich ins Verderben führen würde.
Ich denke, Gott weiß auch, dass wir Kritik und Korrektur nicht so toll finden. Aber er „riskiert“ unseren Unmut, weil es wichtiger ist, dass wir richtig miteinander, mit der Schöpfung und mit ihm umgehen, als dass wir unseren eigenen Willen durchsetzen.
Das ist wahre Liebe!
Nicht machen lassen, egal was passiert, und das als Toleranz, Offenheit und Selbständigkeit verkaufen. Sondern sich kümmern und schauen, dass die mir anvertrauten Menschen sich so entwickeln, wie Gott es für sie im Sinn hatte.

Cornelia Letting

„Vertraue von ganzem Herzen auf den HERRN und verlass dich nicht auf deinen Verstand. Denke an ihn, was immer du tust, dann wird er dir den richtigen Weg zeigen. Bilde dir nichts auf deine Weisheit ein, sondern fürchte den HERRN und meide das Böse. Das macht dein Leben gesund und du bekommst neue Kraft.“ (V. 3 – 8, Neues Leben)

C

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Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 20. August 2025

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Mittwoch, 20 August 2025

Sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Matthäus 6, 20 – 21

Teamfreizeit in Chemolingot (Pokot, Baringo County): Es ist heiß, sehr heiß. Der Untergrund für mein Zelt sind Steine und Dornen; Toiletten sind Löcher im Boden, die Türen lassen sich nicht richtig schließen. Duschen gibt es schon gar keine, man nimmt sich eine Schüssel Wasser und schüttet sich das wohl portioniert über.

Japhet ist in der Bibelschule, also bin ich alleine gekommen. Woran hängt mein Herz?

Ist es vielleicht ein Schatz im Himmel, mit meinen Diguna-Freunden Gemeinschaft zu haben, Gottes Wort zu hören, ihn zu loben und Zeit miteinander zu verbringen, mal außerhalb des normalen Alltags? Wie wertvoll ist es, mich selbst und meine Wünsche etwas zurückzunehmen?

Würde ich mein gemütliches Bett und die warme Dusche wirklich genießen, wenn alle anderen hier sind? Oder würde sich das irgendwie löchrig und rostig anfühlen?

Wir denken oft in großen Dimensionen, wenn es um „Schätze“ geht: Ruhm, Ehre, Macht; Bankschließfächer mit Edelsteinen und Bankkonten voll Geld, das keinem was nützt…

Aber dieses Bild gilt auch in unserm Alltag: kleine Freundlichkeiten, Gemeinschaft und gegenseitige Ermutigung, gemeinsam Gott loben, jemandem helfen, der es gerade braucht, für andere beten, denen wir nicht helfen können… Dagegen Eifersüchteleien und Selbstsucht, versteckter Stolz, Neid und sonstige hässliche Angewohnheiten, die mir kurzfristig Befriedigung verschaffen sollen, aber auf Dauer nicht bestehen können.

Wem nützt das, was ich habe und bin, und wen ehrt es? Vielleicht ist das eine gute Frage, um zwischen Schätzen im Himmel und rostigem Schrott zu unterscheiden.

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, so oft drehen sich mein Gedanken um mich und meine sogenannten Bedürfnisse. Dabei sollte es doch mehr darum gehen, wie ich mit dem, was Du mir gibst, anderen helfen und sie näher zu Dir bringen kann. Vergib mir bitte den Schrott, den ich in meinem Leben schon angerichtet habe und hilf mir zu erkennen, wo die Schätze liegen, die im Himmel aufbewahrt werden. Amen.

C

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